Montag, 21. Oktober 2013

Unbequeme Warheiten – was wäre, wenn ich keine Mami wär

Gestern Abend mit dem Mann vorm Fernseher: "How I Met Your Mother", 13. Episode, achte Staffel. Lily erzählt Ted, dass sie sich manchmal wünscht, keine Mutter zu sein, einfach wegzugehen und nicht mehr zurückzukommen.
Und ich? Hab sofort Pipi in den Augen.
Denn: So schockierend das im ersten Moment klingt – ist es dennoch wahr. Und ich war einfach so unendlich erleichtert das aus dem Mund einer (anderen) Mutter zu hören. Sei sie auch noch so fiktiv. Denn zugegeben: gedacht habe ich das in der vergangenen 22 Monaten schon sehr oft. Mich jedoch noch nie getraut das auch laut zu sagen. Macht man ja auch nicht. Bis auf die Mutter von Hannibal Lecter. Vielleicht. Ich will Ihr da aber auch kein Unrecht tun. Ach, Bullshit. Inzwischen würde ich mich doch sehr wundern, wenn es nicht jeder Mutter irgendwann einmal so erginge.

Fakt ist: Die meiste Zeit unseres zurückliegenden Lebens haben wir ohne Kind verbracht. Konnten frei entscheiden. Gehen, wohin wir wollten – egal wann ... oder wie lange. Wir gaben unser Geld für uns alleine aus, machten Sport, Karriere oder verbrachten ganze Wochenenden im Bett. Doch mit Kind ist alles anders. Und um das schnell vorwegzunehmen: Anders heißt nicht schlecht. ABER das Mama-sein ist so endgültig wie nichts anderes in unserem Leben. Und auch das muss erst einmal verdaut werden.

Ätsch-Bätsch, jetzt hast Du mich an der Backe :-) (Quelle:fotolev.de)

So manch' einer wird mich jetzt sicher fragen wollen "Wie jetzt? Du wusstest doch aber vorher, dass man ein Kind nicht einfach wieder zurück geben kann, oder? Und: dass Dein Leben ganz anders wird?!" Jaaaa - klar! Theoretisch. Aber wie sich das dann in echt anfühlt – davon hatte ich nicht den blassesten Schimmer.

Ein Gedanke, der es vielleicht deutlicher macht: Mein Sohn nennt mich "Mama". Keine Ahnung wann ihm klar wird, dass ich eigentlich "Katharina" heiße. Aber der "neue Name" hat definitiv etwas symbolisches. Denn sobald wir "Mama" werden, tritt unser altes ICH in den Hintergrund. Mehr noch: das ICH an sich. Nun dreht sich mein Leben in erster Linie um Dich. Du bestimmst meinen Tagesablauf, wie lange ich schlafe und ob überhaupt.

Das ist ungewohnt. Denn so etwas habe ich noch keinem erlaubt. Und: es fühlt sich nicht immer gut an. Ich empfinde es daher schlichtweg als Erleichterung, dass gerade so eine vermeintliche "Über-Mama" wie die "How-I-met-your-mother-Lily" es ist, die genau das auch zugeben kann. Nicht mehr und nicht weniger. Was das über Mamas aussagt, die manchmal ebenso denken? Zwei Dinge.
Erstens: dass Ihr Leben "vor Baby" eigentlich auch ganz dufte war. Und: dass es vielleicht noch immer dufte wäre, wenn sie Ihr Kind niemals kennengelernt hätten. Wenn.
Aber das ist natürlich rein hypothetisch. Denn auch das ist wahr: Von dem Moment an, wenn wir unser Kind zum ersten Mal in den Armen halten, würden wir es nie wieder her geben. Wir verzichten auf einen Teil unseres Selbst, auf ein paar Freunde, Erfolg, einen tollen Körper und etliche Stunden Schlaf. Klar haben wir gewusst, dass wir unser Kind lieben würde. Theoretisch. Aber wir hatten niemals auch nur den blassesten Schimmer wie sehr!

1 Kommentar:

  1. Amen, Schwester!

    Bei mir hat es 4 Wochen gedauert, mich von meinem alten Ich zu verabschieden und mein neues Ich (lies: Baby, dann nichts, dann irgendwann ein Stündchen Ich) zu akzeptieren...

    Lg, Anja

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